TSV Bramstedt: Der nächste Neustart

Mit Eckhardt Kotrade an der Seitenlinie will der TSV Bramstedt nach einer schwierigen Hinserie den Abstieg vermeiden.

Bramstedt. Es ging hoch her in den vergangenen Monaten beim Fußball-Kreisligisten TSV Bramstedt. Nach der Trennung von Trainer Sascha Feldt in der Winterpause des Vorjahres übernahm Jan Lehmkuhl und führte den TSV zum Klassenerhalt. Der wechselte nach erfolgreich bestandenem Abstiegskampf in den Jugendbereich und coacht seitdem die Landesliga-B-Junioren des TuS Sudweyhe. Nächster Kandidat im Bramstedter Trainerkarussell war Friedhelm Famulla. Der trat sein Amt jedoch gar nicht erst an und machte noch vor dem Start der Vorbereitung einen Rückzieher. Christian Jeinsen, der zuvor den TuS Kirchdorf trainiert hatte, folgte und warf bereits am vierten Spieltag nach einer empfindlichen 1:7-Niederlage bei der TSG Seckenhausen-Fahrenhorst das Handtuch. Jens Meyer, bis dato Co-Trainer, übernahm. Und tritt jetzt wieder ins zweite Glied zurück. Es folgt Eckhardt Kotrade, der die Bramstedter jetzt vor dem drohenden Abstieg retten soll. 

„Das Chaos neben dem Platz hat sich leider auch auf dem Platz dargestellt. Das war ein ganz schwieriges und turbulentes Jahr“, blickte Jens Meyer, der die Mannschaft über weite Strecken der Hinserie als verantwortlicher Coach betreute und jetzt wieder als Assistent fungieren wird, auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Nach dem geglückten Klassenerhalt der Saison 2018/19 und dem vorzeitigem Rückzug von Famulla fand man in Jeinsen sofort Ersatz und startete gar nicht einmal schlecht in die neue Spielzeit. Gegen den TuS St.Hülfe-Heede und den Meisterschaftsanwärter TSV Weyhe-Lahausen erreichte die Elf immerhin zwei 1:1-Remis. Bei der 2:3-Auswärtsniederlage in Neuenkirchen schenkte man einen durchaus möglichen Sieg her. Es folgte am vierten Spieltag der Tiefpunkt: Beim Bezirksliga-Absteiger TSG Seckenhausen-Fahrenhorst präsentierten sich die Bramstedter desaströs, lagen bereits nach einer halben Stunde mit 0:5 zurück, um am Ende mit 1:7 zu verlieren. Grund genug für Jeinsen, nach diesem Auftritt seinen Hut zu nehmen. „Christian monierte die Trainingsbeteiligung, war der Meinung, dass er die Mannschaft nicht mehr erreiche. Nach seinem Rücktritt waren wir wieder im Chaos. Logisch, dass die Trainer nicht bei uns Schlange stehen. So blieb nur ich über“, schilderte Co-Trainer Meyer, der fortan die Hauptverantwortung übernahm, die prekäre Situation.

Verletzte en masse

Zur Trainerproblematik gesellten sich arge verletzungsbedingte Ausfälle. „Zu Spitzenzeiten mussten wir die Ausfälle von zwölf bis 14 Verletzten verkraften. Das kann kein Team auffangen. Durch das viele Durchwürfeln innerhalb des Kaders entstanden viele Unstimmigkeiten auf dem Platz. Im Defensivbereich konnten wir keine Sicherheit reinkriegen und insgesamt auch keine Ruhe und Routine auf dem Platz reinbekommen. Frühe Gegentore trugen zudem zur allgemeinen Verunsicherung bei. Es fehlte schlichtweg die Konstanz in unseren Leistungen. Wenn man in diesem Negativ-Karussell drinsteckt, ist es schwierig, dort wieder rauszukommen“, bilanzierte Meyer.

Die Ursachen für den Bramstedter Absturz sind möglicherweise auch in der mittelfristigen Vergangenheit zu suchen. „Der Kreispokalsieg vor zweieinhalb Jahren könnte vermutlich Gift für uns gewesen sein. Die Zielsetzung für die kommende Saison war urplötzlich eine andere. Die Erwartungshaltung ging rapide nach oben. Genau weiß ich es nicht, aber vielleicht hat die Mannschaft das nicht verknust“, verriet Meyer. Die bislang einzigen Siege erzielte der TSV am achten und zehnten Spieltag. Beim Bezirksliga-Absteiger TuS Kirchdorf triumphierten die Bramstedter gleich mit 4:0, beim Derby in Nordwohlde sprang ein 3:1-Sieg heraus. „Da haben die Jungs gezeigt, dass sie es eigentlich können“, beschrieb Meyer das zwischenzeitliche Hoch. Viele Spielausfälle kamen später hinzu, sodass die Mannschaft gerade einmal 13 Partien absolviert hat und nach dem Ende der Winterpause noch 17 Spiele vor der Brust hat. „Das kann ein Vorteil, jedoch auch ein Nachteil sein. Alles hängt davon ab, wie man aus der Winterpause kommt“, weiß Meyer.

Positiv überrascht zeigte er sich von der Entwicklung seines Stürmers Christian Langer, der vor der Saison aus der Bramstedter Reserve zum Team gestoßen war und bislang fünf Treffer erzielte. Iven Lehner und Daniel Zimmermann, sonstige Torgaranten im Team, kamen zusammen auf die gleiche Trefferanzahl. „Beide haben ihre vielen Chancen nicht gemacht. Iven war oftmals der Leidtragende. Er musste bei mir viele Löcher stopfen, bekleidete Positionen, die er noch nie gespielt hatte“, relativierte Meyer. Allrounder Lukas Frese, der aus beruflichen Gründen in der Hinserie nicht zur Verfügung stand, kehrt nach der Winterpause in den Kader zurück. „In Panik verfallen wir noch lange nicht. Wir kennen das Spielchen Abstiegskampf ja aus den vergangenen Jahren. Wir müssen gut aus dem Winter kommen und vernünftig Fahrt aufnehmen. Es wird ein ganz schwerer Weg, da unten rauszukommen“, so Meyer.

Kämpfer Kotrade

Die Verantwortlichen in Bramstedt sind der festen Überzeugung, mit der Verpflichtung von Eckhardt Kotrade den richtigen Mann an der Seitenlinie gefunden zu haben. „Eckhardt verkörpert genau das, was Bramstedt jetzt braucht. Er hat die Jungs bereits kennengelernt, passt gut zu uns. Ich habe ein sehr gutes Gefühl bei ihm. Er ist jemand, der die Flinte nicht sofort ins Korn wirft, und hat bei seinem Engagement beim TSV Drentwede gezeigt, dass er eine Mannschaft nach vorne bringen kann“, hält Meyer große Stücke auf den Chefcoach.

Sechs Jahre agierte Kotrade In Drentwede, beendete dort im Sommer seine Tätigkeit. „Eigentlich wollte ich eine Pause einlegen. Doch dann habe ich für ein halbes Jahr beim TSV Cornau ausgeholfen. Dort ging es darum, etwas zusammenzuhalten. Die Anfrage aus Bramstedt kam bereits kurz nach dem Rücktritt von Jeinsen, doch ich stand bis zum Winter in Cornau im Wort“, verriet Kotrade. Jetzt kam die Zusammenarbeit zustande. „Ich habe die Mannschaft im Laufe der Hinrunde dreimal gesehen und sie jetzt noch besser kennengelernt. Hier kannst du was machen. Die Spieler haben Potenzial und können was, vermutlich hapert es am Selbstbewusstein“, schilderte Kotrade seine ersten Eindrücke.  Der neue Übungsleiter möchte mit viel Spaß und Mut die neue Aufgabe angehen, dem Team einen offensiveren Gedanken vermitteln. „Ruhe, Spaß und Fitness ist meine Devise. Zunächst einmal gilt es, im Kraft-und Fitnessbereich die Basis für den Klassenerhalt zu legen. Das Spielerische folgt dann von selbst“, so Kotrade.

(Quelle: www.weser-kurier.de)